- 17/10/2023
- Monika Hilbert-Jansen
- Qualitätsmanagement
Ergebnisqualität
HoNOS - Beurteilung der Behandlungsqualität
Qualitätssicherung und damit auch eine systematische Erfassung der Qualität der Ergebnisse von Behandlungen gewinnt im deutschen Gesundheitssystem aus unterschiedlichen Gründen zunehmend an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wurde zu Anfang 2017 mit der HoNOS (Health of the Nation Outcome Scales) im AWO Psychiatriezentrum ein störungsübergreifendes Fremdbeurteilungsinstrument eingeführt, welches in drei verschiedenen Versionen für Kinder- und Jugendliche, Erwachsene und Menschen im höheren Lebensalter vorliegt. Die HoNOS werden im psychiatrischen Kontext routinemäßig eingesetzt und ermöglichen den ärztlichen und psychologischen Behandlern im APZ, zu Therapiebeginn und -ende den Schweregrad von psychischen Beschwerden und Einschränkungen des Patienten in standardisierter Form zu erfassen. Zusätzlich werden im Behandlungsverlauf vierwöchentlich Verlaufskontrollen vorgenommen.
Nach Einführung und Etablierung des Instrumentes ab dem zweiten Quartal 2017 kamen die HoNOS 2018 erstmals für ein vollständiges Jahr zum Einsatz. Hierbei lagen die Quoten in den verschiedenen Kliniken des APZ für die vorgenommenen Aufnahmemessungen zwischen 91 und 100% und für die Entlassungsmessungen zwischen 89 und 99%. In den Jahren 2019 bis 2023 lagen in den meisten Kliniken unverändert hohe Quoten für Aufnahme- und Entlassungsmessungen mit 90-100% vor. Hier konnte ein sogenannter „Deckeneffekt“ erreicht werden. Corona-bedingt kam es zu Stationsschließungen, Stationsumzügen und -zusammenlegungen. Somit lag in 2022 eine veränderte Datenbasis gegenüber den Vorjahren vor, insbesondere im stationären Bereich der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie. In 2023 ist eine deutliche Verbesserung der Quoten in der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie I und dem tagesklinischen Erwachsenenbereich sowie besonders in der Gerontopsychiatrie zu verzeichnen.
Die Durchführung der HoNOS zu Beginn und zu Ende der Behandlung ermöglicht es, sogenannte Prä-Post-Effektstärken als Maß für die Wirksamkeit der Behandlung zu berechnen. Die Effektstärke bezeichnet ein standardisiertes statistisches Maß, das die Größe eines Effektes angibt. Dabei spiegeln Werte ab 0,2 einen schwachen Effekt wider, ab 0,5 spricht man von einem mittleren Effekt und Effektstärken größer als 0,8 weisen auf eine hohe Wirksamkeit hin. Zieht man als Vergleich somatische Therapien heran, so weist beispielsweise die Durchführung einer Polychemotherapie bei Brustkrebs eine kleine (0,24), die Gabe von Metformin zur Reduktion des Blutzuckerspiegels bei Diabetes hingegen eine große Effektstärke (0,87) auf.
Wie Abbildung 1 oben zu entnehmen ist, werden in nahezu allen Kliniken des APZ hohe Effekte erreicht, was auf eine wesentliche Reduktion der Symptombelastung gemäß der Einschätzung der Therapeuten hinweist und damit für eine insgesamt hohe Effektivität der Behandlung im APZ spricht.
Selbstbewertung nach DSM 5
Zusätzlich zur Fremdbeurteilung wird seit dem zweiten Quartal 2019 in der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie, der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie der Klinik für Gerontopsychiatrie eine systematische Selbstbeurteilung der Patienten mittels eines Symptomfragebogens eingeführt. Die Auswertungen seit 2020 spiegeln auch hier hohe Effektstärken wider.
Ergebnisse der Patientenbefragung Jahr 2023
Das AWO Psychiatriezentrum Königslutter führt eine kontinuierliche Patientenbefragung durch, dessen Ergebnisse in halbjährigem Rhythmus zusammenfassend ausgewertet werden.
Die Patientenbefragung findet in den Kliniken für Allgemeinpsychiatrie, Gerontopsychiatrie, Psychosomatik und der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen statt. In der Klinik für Gerontopsychiatrie wird mit Rücksicht auf die Patienten ein verkürzter Fragebogen mit nur einem Teil der Fragen ausgegeben. Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie hat einen eigenen, auf die Bedürfnisse der Kinder angepassten, Fragebogen.
Die Beteiligung an der Befragung ist durchschnittlich gut und gegenüber den Vorjahren gestiegen. Vereinzelnd ist weniger Rücklauf. Nach wie vor sind beeinflussende Faktoren erneute Corona- und Influenzawellen. Die Patienten haben die Möglichkeit eine Bewertung zwischen 1 (sehr gut) und 4 (schlecht) abzugeben. Je niedriger die Kennzahl ist, desto besser ist das Ergebnis.
Seit 2012 liegt die Zufriedenheit der Patienten über alle Jahre und über alle Themenbereiche im Durchschnitt bei 1,7, also einem deutlich guten Ergebnis.
In der Übersicht (Erwachsene) sind jeweils die drei „schlechtesten“ Werte rot und die drei „besten“ Werte grün gekennzeichnet. Auf den Gesamt-Mittelwert der Kliniken bezogen sind die besten Ergebnisse bei:
- Die Pflegekräfte sind freundlich und zugewandt. (1,28)
- Die Pflegekräfte sind bei Bedarf hilfsbereit. (1,28)
- Wie erleben Sie insgesamt die Mitarbeiter/-innen auf Ihrer Station? (1,30)
Die „schlechtesten“ Ergebnisse vom Wert her, aber dennoch im guten Bereich, sind zu finden bei:
- Ich werde über die Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente ausreichend und verständlich informiert. (2,07)
- therapeutische Angebote: Die Organisation der Termine ist gut. (2,05)
- Ich bin mit der Ausstattung meines Zimmers/ der Tagesklinik zufrieden. (1,82)
Die Ergebnisse der Patientenbefragung in der KJP sind auch nach wie vor im sehr guten bis guten Bereich.
Die besten Bewertungen sind bei:
- Die Ärzte/-innen und Psychologen/-innen behandeln mich freundlich und einfühlsam. (1,28)
- Hilfreich sind die therapeutischen Angebote der Psychologen. (1,30)
- Hilfreich sind die therapeutischen Angebote der Ergotherapie. (1,39)
Nicht so gut bewertet wurden:
- therapeutische Angebote: Die Organisation der Termine ist gut. (2,01)
- Wie beurteilst du den Umgangston unter den Patienten/-innen auf deiner Station? (1,83)
- Wie beurteilst Du insgesamt das Klima/die Stimmung auf Deiner Station? (1,81)
Die Angehörigenbefragung in der KJP weist im Gesamt-Mittelwert der einzelnen Fragen ebenfalls sehr gute bis gute Bewertungen auf.
Die Patient*innen haben die Möglichkeit Lob, Wünsche, Beschwerden als Freitext im Fragebogen bzw. über das Lob- und Beschwerdeformular zu formulieren. Diese Angaben werden in einer Tabelle zusammengeführt.
Häufiges Lob gab es für:
- Gespräche mit dem Pflegepersonal haben gut geholfen
- Freundliche Atmosphäre
- Freundliches, nettes Personal
Wünsche wurden geäußert zu:
- Mehr Zeit für Patienten
- Therapeutische Gespräche nicht ausreichend
- Bessere Koordination der Therapietermine
Beschwerden gab es zu:
- Sauberkeit Zimmer/Bäder/Gemeinschaftsräume
- Essen nicht schmackhaft
- Ausstattung der Räume
Der Gesamteindruck vom Haus liegt im Jahr 2023 im sehr guten Bereich und hat bei den Erwachsenen einen Gesamt-Mittelwert von 1,54 und bei Kindern und Jugendlichen von 1,55.
Zertifizierungsergebnisse
Auszug aus dem Auditbericht
Im Rahmen des Re-Zertifizierungsaudits wurden von der Klinikleitung, der QMB und weiteren befragten Mitarbeitern nachgewiesen, dass die in den QM-Unterlagen beschriebenen Abläufe sehr gut eingehalten werden. Die Anforderungen der DIN EN ISO 9001:2015 werden eindeutig erfüllt. Das QM-Handbuch, die Q-Politik sowie weitere Dokumente wurden auf Gültigkeit geprüft. Qualitätsziele sind formuliert. Die zum Erreichen dieser Ziele erforderlichen Maßnahmen werden gut nachvollziehbar gesteuert.
Interne Audits werden durchgeführt und bewertet. Risiken und Chancen sind dokumentiert und werden überwacht. Die Kommunikation innerhalb der Organisation, sowie übergreifend ist gut geregelt. Die Managementbewertung wurde von der Klinikleitung und dem QMB vorgestellt. Insgesamt werden sehr gut nachvollziehbare Kennzahlen erhoben und Maßnahmen daraus abgeleitet.
Auf die hohe Kompetenz und Qualifikation der äußerst engagierten Mitarbeiter wird nachweislich großer Wert gelegt. Schulungen und Fortbildungen werden frühzeitig geplant, durchgeführt und auf ihre Wirksamkeit hin evaluiert. Die Kernprozesse wurden in ausgewählten Bereichen umfassend gezeigt und geprüft. Es wurde eine gute Übereinstimmung zwischen praktizierten Verfahrensweisen, erarbeiteten Regelungen und Normenforderungen festgestellt. Die Kundenzufriedenheit wird kontinuierlich ermittelt. Ein Fehlermanagement ist implementiert. Korrekturmaßnahmen wurden eingeleitet und auf Wirksamkeit hin überprüft. Die Wirksamkeit und Weiterentwicklung des gewachsenen und immer wieder verbesserten QM wurde eindeutig festgestellt.
Hervorzuheben ist insbesondere:
Trotz der Coronapandemie fanden 5 Qualitätszirkel statt. Die Qualitätszirkel haben einen deutlichen Mehrwert für die Verbesserung der Prozesse und es wurde während des Audits mehrfach von Prozesverbesserungen berichtet, die letztendlich in diesen Qualitätszirkeln erarbeitet worden sind. Der Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklng im APZ zeichnet sich durch eine strukturierte, zielorientierte und praxisnahe Umsetzung aus. Die Qualitätsziele werden bewußt über einen größeren Plannungzeitraum hinaus entwickelt, um mittel- und langfristige Zielerreichung zu gewährleisten. Werteorientierung hat einen zentralen Stellenwert bei der Weiterentwicklung der Dienstleistung und den unterstützenden Prozessen.
Auffallend für das QM ist ein strukturell wiederkehrender Einbezug der Mitarbeiter in Weiterentwicklungen sowie zur Erstellung der Anforderungskriterien und auch der Praxistauglichkeit von Weiterentwicklungen. Die Zielerreichung wird durch ein Kennzahlensystem für die unterschiedlichen Bereiche unterstützt.
Das Audit war durch eine sehr freundliche und äußerst aufgeschlossene Atmosphäre geprägt, die eine effiziente Auditdurchführung ermöglichte. Es wurden keine Nichtkonformitäten festgestellt.
Im Rahmen des 1. Überwachungsaudits 2022 wurde von der Klinikleitung, der QMB und weiteren befragten Mitarbeitern nachgewiesen, dass die in den QM-Unterlagen beschriebenen Abläufe sehr gut eingehalten werden.
Im Rahmen des 2. Überwachungsaudits 2023 wurde durch die Auditoren positiv hervorgehoben, dass die Motivation und das Engagement in den Teams hoch ist und trotz personeller Engpässe die Umsetzung der Therapiekonzepte bestmöglich erfolgt. Verbesserungen werden in den Teams praxisnah, bedarfsorientiert und zielgerichtet gestaltet.
Zukunftgeber ist eine Auszeichnung, die besonders attraktive Arbeitgeber der Region erhalten können, wenn sie attraktive Rahmenbedingungen für ihre Arbeitnehmer schaffen. Das AWO Psychiatriezentrum hat das Zertifikat „Zukunftgeber“ der Allianz für die Region erworben. Das APZ wurde in insgesamt neun Kategorien geprüft und hat sich den zentralen Fragen nach Flexibilität, einzelnen Angeboten und Anreizen gestellt.
Insgesamt wurden Bestnoten in allen Kategorien erreicht: Ernährung und Gesundheit, attraktive Verdienstmöglichkeiten, Familienfreundlichkeit, Personalentwicklung und Qualifizierung, Digitales, Innovation, Kommunikation und Transparenz, Mobilität und Anbindung, Freiräume und Komfort sowie Verantwortungsbewußtsein.
Künftig wird sich das APZ alle zwei Jahre einer Re-Zertifizierung stellen, um den Titel Zukunftgeber weiter führen zu dürfen.
Die Arbeitsgruppe Beruf und Familie freut sich mitteilen zu können, dass die berufundfamilie ggmbH dem AWO Psychiatriezentrum das Zertifikat audit Beruf und Familie erneut für drei Jahre – bis März 2026 – bestätigt hat. Im Rahmen der Re-Auditierung wurde der Bestand der Angebote zur Vereinbarkeit begutachtet und weiterführende Ziele einer familienbewussten Personalpolitik definiert. Die daraus resultierenden Maßnahmen werden innerhalb der Laufzeit des Zertifikats umgesetzt. Eine nachhaltige, familienbewusste Arbeitgeberpolitik nimmt weiter einen hohen Stellenwert im APZ ein.
Die Demografieagentur hat im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung öffentliche Verwaltungen und Unternehmen ausgezeichnet, die sich den Herausforderungen der Digitalisierung und des demografischen Wandels stellen. Unter den ausgezeichneten Betrieben war auch das AWO Psychiatriezentrum (APZ) vertreten und hat das Zertifikat „Zukunftsfest 2020“ erhalten.
2020 waren die Themen Demografie und Digitalisierung inhaltlicher Schwerpunkt des Zertifikats. Demnach suchte die Demografieagentur interessierte Betriebe aus, die bereits zukunftsorientierte Maßnahmen durchgeführt haben und dabei sozialpartnerschaftlich handeln. Die Betriebe erhalten das Zertifikat zunächst für zwei Jahre. Dann werden die gemeinsam mit der Demografieagentur und dem jeweiligen Unternehmen festgelegten Zielvereinbarungen überprüft.
Generalindikator Dekubitusprophylaxe
Ein Dekubitus ist eine durch länger anhaltenden Druck entstandene Wunde der Haut bzw. des darunterliegenden Gewebes. Dieses Wundliegen ist eine sehr ernst zu nehmende Komplikation bei zu pflegenden Personen. Es kann in Zusammenhang mit schwerwiegenden Erkrankungen und als Folge lange andauernder Bewegungs- oder Bewusstseinseinschränkung auftreten. Dementsprechend sind besonders häufig ältere Menschen von einem Dekubitus betroffen.
Im QS-Verfahren Pflege – Dekubitusprophylaxe geht es darum, Patientinnen und Patienten vor der Entstehung eines Dekubitus zu schützen, da dieser für Betroffene größtenteils mit erheblichen Schmerzen, einer langen Heilungsdauer und unter Umständen mit einer mehrmonatigen Pflegebedürftigkeit verbunden ist. Neben einer aufwendigen Wundversorgung können im Extremfall Operationen zur plastischen Deckung der entstandenen Haut- und Weichteildefekte erforderlich sein. Verhindert werden kann die Entstehung eines Dekubitus durch angemessene vorbeugende (prophylaktische) Maßnahmen. Die Versorgung der Druckwunden im APZ erfolgt durch qualifiziertes Pflegepersonal, 6 besonders ausgebildete Wundmanager unterstützen die Behandlung.
2023 betraf dies im AWO Psychiatriezentrum 43 Patienten (0,81%) von insgesamt 5.307 vollstationär behandelten Patienten. Von diesen 43 Patienten wurden 34 (79,1%) bereits mit einem entsprechenden Dekubitus in das Krankenhaus eingeliefert.