- 20/03/2024
- Tiana Sabrina Hońka
- Kliniken
Notfalltraining in der BFS Pflege
Ein Training der ganz besonderen Art erlebte der Examenskurs der Berufsfachschule Pflege des AWO Psychiatriezentrum (APZ) Königslutter. Die Pflegefachschüler des dritten Ausbildungsjahres absolvierten ein sogenanntes ISEP-Notfalltraining. ISEP steht dabei für „Interactive Simulated Emergency Projekt“ und bedeutet „Interaktives simuliertes Notfallprojekt“. Initiiert, organisiert und durchgeführt wurde dieses Notfalltraining erstmalig von den hauptamtlichen Praxisanleitern des APZ mit Unterstützung der Praxisanleiter sämtlicher Abteilungen des Klinikums.
„Egal ob Herzinfarkt, akute Atemnot oder Schlaganfall, Pflegekräfte sind in ihrem Berufsalltag häufig mit akuten Situationen konfrontiert. Notfallsituationen erfordern ein schnelles Einschätzen der Situation, die richtige Reaktion im richtigen Moment, Fachwissen und einen klaren Kopf seitens der Pflegekraft“, betont Lukas Stark, einer von sechs hauptamtlichen Praxisanleitern der Klinik. „Daher ist es sinnvoll, dass sich jede Pflegekraft bewusst macht, wie eine Situation möglichst schnell und sicher eingeschätzt werden kann.“
Ist die Situation überstanden, kommt es häufig im Nachgang zu einer Art Erschöpfung und es kommen Gedanken und Fragen auf: Habe ich das Richtige getan? Was hätte anders oder besser laufen sollen? Aus jeder Situation kann man lernen. Daher sollte die Möglichkeit zur Reflexion genutzt werden.
Das ISEP-Notfalltraining ist ein spezialisiertes Training, das darauf abzielt, Personen auf Notfallsituationen vorzubereiten und sie mit den erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnissen auszustatten, um angemessen auf Notfälle reagieren zu können. Dieses Training kann lebensrettend sein und ist besonders wichtig für Personen, die in ihrem Beruf mit Notfällen konfrontiert werden.
Die Idee zur Durchführung eines solchen Notfalltrainings entstand bereits im vergangenen Jahr. „Damals führte ich Gespräche mit den Auszubildenden. Dabei wurden immer wieder Sorgen und Ängste angesprochen, in Bezug auf die Zeit nach dem Examen und die damit verbundenen Anforderungen, im Notfall zu reagieren“, berichtet Lukas Stark. „In mir keimte dann die Idee zur Erstellung von Notfalltrainings auf, die ihnen die Gelegenheit bieten würde, im geschützten Raum Notfallsituationen zu proben. Ich begann die Gedanken und Ideen zu sammeln und auszuwerten.“ Anschließend entwickelte er gemeinsam mit seinen Kollegen die bestmöglichen Trainings. „Wir haben Fallbeispiele durchgespielt, Abläufe besprochen und geplant. Es wurden insgesamt vier Szenarien für zwei Tage herausgearbeitet. Die Patienten waren im PC angelegt, denn so konnten auch alle nötigen Dokumentationen durchgeführt werden. Die Auszubildenden wurden vorab nicht informiert.“
Dank der Psychiatrien Akademie konnte die BFS einen Übungsdefibrillator ausleihen. Alle fiktiven Patienten wurden mit vollständiger Anamnese im Test-KIS angelegt. „So konnten wir realistische Stresssituationen simulieren und sowohl Informationsbeschaffung als auch Dokumentationssicherheit trainieren“, erklärt Stark.
Während des Trainings wurden alle Notfallszenarien – mit Schwerpunkt Reanimation sowie Planung und Durchführung realistischer psychiatrischer Notfallszenarien -aufgezeichnet und am Ende jeder Sequenz mit den Auszubildenden durchgesprochen. Die Reflexion jeder Situation durch die Auszubildenden wurde mit einem ausführlichen Feedback begleitet. Trotz anfänglicher Bedenken hat sich das Projekt zu einer tollen Erfahrung entwickelt.
„Das Szenario begann plötzlich und unerwartet – ein simulierter psychiatrischer Notfall wurde nachgestellt und ich musste schnell handeln“, berichtet eine Pflegefachschülerin. „Die Praxisanleiter und Statisten agierten sehr realistisch und brachten mich wirklich aus der Fassung. Nach dem anfänglichen Schreck konnte ich mich schnell sammeln und auf die Situation reagieren. Es war eine große Herausforderung, aber gleichzeitig eine wertvolle Erfahrung, die mir gezeigt hat, wie wichtig eine gute Vorbereitung auf solche Situationen ist.“
„Diese Art von Notfalltraining ist in der Ausbildung von Pflegekräften bislang nicht gelaufen. Eigentlich wird sie für ausgebildete Fachkräfte verwendet die in kritischen und gefährlichen Situationen arbeiten. Dieses Training in der Examensphase als Vorbereitung auf die Berufstätigkeit anzubieten, wurde bisher weder regional noch überregional angezeigt“, erläutert Heike Schneider, Schulleitung der Berufsfachschule für Pflege.
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