Borderline-Störung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) oder die emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderlinetyp wird der Erkrankungsgruppe der sogenannten spezifischen Persönlichkeitsstörungen zugerechnet. Der Begriff „Borderline“ (Grenzlinie) erklärt sich historisch: In früheren Zeiten bestand in der Fachwelt aufgrund der Vielschichtigkeit ihrer Erscheinung Unklarheit hinsichtlich der Zuordnung in andere bekannte Krankheitskategorien. Die BPS zeichnet sich durch ein fortlaufendes Muster von Instabilität der Stimmung, des Selbstbildes sowie der sozialen Beziehungen aus. Betroffene haben erhebliche Probleme, ihre jeweils vorherrschenden Gefühle zu identifizieren und sie angemessen zu regulieren. Diese schwerwiegenden Symptome können sich auf verschiedenen Ebenen zeigen:
Häufig treten ausgeprägte Stimmungsschwankungen und Anspannungszustände auf, die meist durch Selbstverletzungen und andere selbstschädigende Verhaltensweisen reguliert werden. Zu diesen Verhaltensweisen zählt auch der Konsum von Drogen, Alkohol oder nicht verordneten Medikamenten.
Neben impulsiven Handlungen wie beispielsweise unkontrolliertem Einkaufen oder Spielen kann es auch zu unkontrollierten Wutausbrüchen oder weiteren fremdaggressiven Tendenzen kommen.
Viele PatientInnen haben eine große Angst, verlassen zu werden und gleichzeitig eine Angst vor Nähe. Dies führt nicht selten zu intensiven und chaotischen zwischenmenschlichen Beziehungen.
Menschen mit einer BPS klagen vielfach über ein anhaltendes Gefühl innerer Leere. Sie leiden unter einem quälenden Gefühl der Langeweile und sind häufig auf der Suche nach einer Beschäftigung.
Die BPS geht sehr häufig mit weiteren psychischen Symptomen wie ausgeprägten Ängsten, Depressionen, Suchtverhalten, Essstörungen und Suizidalität einher.
Ursächlich ist, wie bei den anderen Persönlichkeitsstörungen auch, ein Wechselspiel zwischen Umwelt (Erziehung, Umgebung) sowie Anlagefaktoren (Gene, Erbgut). Von besonderer Bedeutung sind insbesondere frühe und anhaltend negative Beziehungserfahrungen wie Vernachlässigung, körperliche Gewalt oder sexueller Missbrauch.
Die Therapie der Borderline-Störung galt weltweit lange Zeit als wenig Erfolg versprechend. Glücklicherweise gibt es inzwischen einige konkrete therapeutische Ansätze. Den nachgewiesen höchsten Wirksamkeitsgrad hat nach gegenwärtiger Forschungslage die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT). Dabei handelt es sich um ein hoch strukturiertes Verfahren, das im AWO Psychiatriezentrum auf einer dafür speziell konzipierten Station vorgehalten wird. Das übergeordnete Therapieziel der DBT ist es, den Betroffenen zu helfen, ihre persönlichen Ziele zu verwirklichen und ihre Selbstachtung zu steigern. Bei der Behandlung der meist sehr komplexen Symptomatik der BPS gibt es jedoch eine wichtige Regel: Symptome und Verhaltensweisen, die das Leben der Betroffenen gefährden, stehen im Mittelpunkt der Behandlung, solange sie vorhanden sind. Deshalb ist das erste Ziel, die Kontrolle über selbstgefährdende und selbstschädigende Verhaltensweisen zu erlangen. Ergänzend ist es oftmals erforderlich, Begleitsymptome wie Depressivität, Ängste oder Unruhe und Aggressivität medikamentös zu behandeln.
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